Thomas Reichel¸ PKF Malta¸ 25. April 2012
Am Donnerstag¸ dem 19. April 2012 fand die diesjährige Islamkonferenz im Berliner Stadtteil Kreuzberg statt. Inneminister Hans-Peter Friedrich bewertete die Sitzung als „äußerst konstruktiv“[i].
Einigkeit wurde unter anderem darüber erzielt¸ dass Zwangsheirat und häusliche Gewalt nicht religiösem sondern vielmehr patriarchalischem und traditionellem Ursprungs sind. Zu diesen Themen wurde die Haltung „Keine Akzeptanz“ verdeutlicht.
Die Versammlung stand unter dem Thema „Gleichheit der Geschlechter“. In einem gemeinsamen Schreiben wurde dieser Schwerpunkt bekräftigt. Friedrich gab an: “Es ist das erste Mal¸ dass sich so viele muslimische Verbände und Einzelpersonen auf eine solche Erklärung verständigt haben”1.
Kritische Stimmen wurden laut¸ da es bei der diesjährigen Konferenz keine gemeinsame Pressekonferenz gegeben hatte. „Organisatorische Gründe“ wurden für dieses Ausbleiben angegeben.
Die Haltung Friedrichs gegenüber den Muslimen wurde von dem Vorsitzenden der türkischen Gemeinde¸ Kenan Kolat¸ mit “Ich denke¸ er lernt dazu”1 kommentiert. Der Innenminister war vor ca. einem Jahr in die Kritik geraten nachdem er öffentlich bemerkt hatte¸ dass der Islam historisch nicht zu Deutschland gehöre.
Trotz allem wurden die bisherigen Ergebnisse von muslimischen Vertretern gelobt. Im Bereich der Ausbildung von Imamen oder auch islamischen Unterricht konnten weiterhin Erfolge verbucht werden¸ “Der Islam wird differenzierter betrachtet¸ das ist ein Erfolg der Islamkonferenz.”¸ so Kolat1.
In der Vergangenheit wurden im Rahmen der Islamkonferenz bereits heikle Themen wie die Bekämpfung des Fundamentalismus¸ der islamisch geprägte Religionunterricht in Deutschen Schulen¸ die Ausbildung von Imamen und die Gleichberechtigung von Mann und Frau diskutiert.
Das Vorfeld dieser jährlichen Konferenz wurde von Aktionen einer radikal eingestellten Salafistengruppe überschattet. In Deutschen Fußgängerzonen wollten Anhänger dieser Gruppierung bis zu 25 Mio. Deutschsprachige Korane verteilen[ii]. Friedrich betrachtete diese Ankündigung mit großer Sorge und forderte¸ es umgehend in den Themenkatalog der Sitzung aufzunehmen.
Kolat betonte¸ dass das Weltbild der Salafisten nicht das der Muslime sei¸ die an der Islamkonferenz teilnehmen. Die wörtliche Auslegung des Koran werde im Gegensatz zu den Salafisten abgelehnt. Weiterhin sagte Kolat: “Wenn diese Gruppierungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung sind¸ dann müssen sie verboten werden”1.
Für die Islamkonferenz im Jahr 2013 wurden bereits Themen ausgewählt. Der Schwerpunkt Prävention soll näher diskutiert werden. Einerseits stehen im kommenden Jahr daher der Umgang mit der wachsenden Islamfeindlichkeit und die Vorbeugung des Anschlusses von jungen Muslimen an radikale Gruppen im Mittelpunkt.
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